„Deutschland, über alles“ ist ein deutsches patriotisches Lied, das von dem nationalsozialistischen Regime beeinträchtigt wurde und das mit einer Zeit trauriger Erinnerung verbunden werden könnte. Ich benutze es in einen Hauch von Sarkasmus als Titel dieses Artikels und sonst nichts. Eigentlich vermittelt diese Formel sehr deutlich die konservative und vorsichtige Haltung des deutschen Investors in dem rumänischen Immobilienbereich.
Ich habe mich mehrmals gefragt, weshalb die Anzahl der deutschen Investitionen in der Landwirtschaft und in der Bauindustrie in dem Banat und allgemein in Rumänien so gering ist. Meine Ergebnisse finden Sie hier vollmundig und schlicht erklärt. Und warum deutsche Investitionen? Vielleicht wegen der Wirtschaftskraft, die ich über dem Horizont Rauch abgeben sah, oder vielleicht, weil Zehntausende von ethnischen Deutschen, die in den 80er und 90er Jahren das Land verlassen haben. Wenigstens deshalb!
An einem Punkt in der Geschichte Rumäniens, nämlich zu Beginn des zweiten Weltkrieges gab es etwa 700.000 Deutschstämmige im Lande. Mehr als 200.000 von ihnen lebten in dem Banat, welche zu den wohlhabendsten Landwirten gehörten: sie haben die Produktion und den Handel von Getreiden und tierischen Erzeugnissen, von Obst und Wein, beherrscht. Rumänische Bürger nach der Großen Vereinigung, dem rumänischen Staat getreu, brave Steuerzahler und Förderer des Fortschritts, waren sie ein wertvolles Element der Landkultur, das wir leider nicht zu schätzen wußten.
Warum kamen sie nicht zurück, um die nach Dezember 89 entstandenen Marktmöglichkeiten, die niedrigen Kosten der Grundstücken und Gebäuden oder die Privatisierungsprogrammen nutzzunießen? Sie konnten die Sprache, kannten die Sitten des Landes und man hat sie noch gespannter als die Amerikaner gewartet. Ich habe eine einzige Antwort darauf gefunden: ihre Vorsicht und konservative Haltung hat sie daran gehindert.
Erstens ist dies ein Merkmal des typischen Deutschen, der nach Sicherheit strebt und sein Leben nach klaren Regeln organisiert. Die märchenhaften oder grausamen Berichte, die von jenseits der Karpaten ihn erreichten, haben zu seinem Charakter nicht besonders gut gepasst. Mit den inkonsequenten politischen Strategien, der ständig wandelnden Gesetzgebung, der chronischen Korruption und der mannigfaltigen Zerbrechlichkeit der rumänischen Gesellschaft, war er nie einverstanden.
Er ist weder ein mutiger Abenteurer wie der Italiener, noch ein opportunistischer Verführer wie der Araber, noch ist er so „patriotisch“ eingestellt, wie heute die Russen oder Chinesen erscheinen. Der Deutscher überlegt sorgfältig seine Bewegungen, er stellt die Logistik und Finanzierung vor seinem ersten Schritt sicher. Und wenn die Logistik und Finanzierung ebenso wie der Deutsche sind, wie es sich auch gebührt, dann muss man geduldig darauf warten. Wenn der aber kommt, dann arbeitet er nach allen Regeln der Kunst. Und als lokaler Geschäftspartner kannst du einen guten Job machen, wenn du selbst ein wenig „Deutscher“ zu sein versuchst.
Eigentlich haben sich diese Charaktermerkmale auch durch die Art und Weise verschärft, wie sie von uns behandelt wurden. Nochmals, in der Zwischenkriegszeit lebten hier 700.000 Deutsche. Wir haben einige nach Sibirien, andere nach den Bărăgan geschickt. Dann haben wir alles „nationalisiert“: ihr Land, ihre Häuser und Geschäfte, sogar sie selbst haben wir für gutes Geld an den deutschen Staat verkauft und damit haben wir alles geraubt und geplündert. Wenn sie nachher ihre Verwandten besuchen wollten, mussten sie in Hotels der Partei übernachten, wo sie für ein frugales Frühstück gute Marken bezahlt haben. Bei der Grenze wurde das ewige „Geschenk“ von ihnen erwartet. Solche sind ihre Erinnerungen an Rumänien. Selbst diejenigen, die hier gerade nach der „Revolution“ zurückgekehrt sind, haben dieselbe unangenehme Erfahrung gemacht. Wie gesagt, sie haben gelernt vorsichtig und zurückhaltend zu sein und man kann es ihnen nicht übel nehmen.
Der geostrategische Zusammenhang war auch nicht besonders hilfreich, um die Deutschen hierhin anzuziehen. Wir sollen nicht vergessen, dass in den 90ern Jahren Deutschland mit seiner eigenen Vereinigung beschäftigt war. Gewaltige Investitionen, im öffentlichen und privaten Bereich, groß oder klein, haben sich vor allem auf die ehemalige DDR konzentriert. Auch heute sind die östlichen Länder nicht vollständig modernisiert und es gibt immer noch deutliche Unterschiede zu Westdeutschland.
Zweitens flossen deutsche Investitionen zu den Nachbarländern, die, paradoxerweise, sich für ihre Geschäfte mehr offen erwiesen haben. Ich denke an Polen oder an die Tschechische Republik, aber auch an Ungarn und die baltischen Staaten. Über Rumänien kann man reden, erst nachdem sie etwas Kapital auch in Kroatien und in der Slowakei hintergelassen haben. Es geht um die bekannte Strategie: kleine, aber gut überlegte Schritten.
Und nicht zuletzt, müssen wir auch die Merkmale der deutschen Wirtschaft berücksichtigen. Ihr Rückgrat bilden die großen Unternehmen aus dem Technologiebereich und das Kapital, das in ihren Venen stromt, stammt fast ausschließlich von den streng regulierten Grossbanken. Die deutsche Wirtschaft funktioniert mit der gleichen Sicherheit und folgt klaren Grundsätzen. Wenn die Mathematik des Gewinns einfach ist, dann wirkt er auch transparent. Die nicht-euklidische Mathematik der unbekannten Variablen aus den Karpaten ist für die Deutschen unverständlich.
Gerade deshalb sind sie nicht da! Und sie werden auch nicht erscheinen, nur wenn aus reinem Zufall die Sterne günstig stehen und die Dinge klar und deutlich werden. Sie müssen einfach darauf achten. Die Behörden werden Ihnen nicht helfen. Auch hier sind Sie auf eigene Faust.